Matchball verspielt: Danubio vs Peñarol

13.05.2007 - Vor Ort im Estadio Jardines del Hipódromo

Fotos und Kurzbericht vom Spiel Danubio vs Peñarol, bei dem beinahe die Meisterschaft 2006/07 entschieden wurde.

von Christian Piarowski

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Letzter Spieltag der Clausura 07 und mit der Partie Danubio - Peñarol stand ein echtes Finale an. Besser hätten es die Spielplangestalter kaum treffen können. Danubio stand vor dem Spiel mit 32 Zählern auf Platz 1 der Tabelle; Peñarol mit drei Punkten weniger auf Platz 2. Bereits mit einem Unentschieden konnte sich Danubio die Clausura sichern. Sollte dagegen Peñarol gewinnen, würde es aufgrund des Punktegleichstandes ein Entscheidungsspiel (Finalísima) geben, unabhängig davon, dass Danubio das bessere Torverhältnis hatte. Im Hinspiel hatte es eine ähnliche Ausgangslage gegeben. Damals ging es um die Apertura; doch war es da Peñarol gewesen, das bereits ein Unentschieden daheim genügt hätte. Danubio gewann überraschend deutlich mit 4:1 und schnappte sich den Titel.

 

Finalserie droht

Für Peñarol also die grosse Gelegenheit zur Revanche und zugleich die letzte Chance auf den Titel. In Uruguay wird neben Apertura- und Clausurameister auch der Jahressieger des Campeonato Uruguayo ausgespielt. Dieser ermittelt sich aus dem jeweiligen Gewinner einer Halbserie und dem Ersten der Gesamtjahrestabelle (Anual). Sollte Danubio, als Aperturameister mit dem Spiel oder der Finalísima auch die Clausura gewinnen, wären sie automatisch Gesamtsieger. Sollte Peñarol sich durchsetzen und somit Clausurameister werden, käme es anschließend zu einer wahren Serie an Entscheidungsspielen ähnlich wie beim Basketball. Denn bereits vor dem letzten Spieltag hatte sich Danubio die Spitzenposition der Gesamtjahrestabelle gesichert und hätte damit Anspruch auf ein Halbfinale gegen...Peñarol. Dieses würde dann mit Hin- und Rückspiel ausgetragen, sowie einem Entscheidungsspiel bei Gleichstand. Sollte Peñarol das Halbfinale gewinnen, käme es zum Finale. Ebenfalls mit Hin-, Rück- und Entscheidungspiel; Gegner: Danubio! Theoretisch könnten sich also beide Teams nach dem Spiel noch weitere 7! Mal gegenüberstehen, bis endlich der Gesamtsieger des Campeonato Uruguayo 06/07 feststeht.

 

Sicherheistsbedenken?

In einer Sicherheitskonferenz vor dem Spiel sprachen Vorstandsmitglieder von Peñarol schwere Sicherheitsbedenken aus. Der Schutz der Zuschauer könne nicht gewährleistet werden. Der Spielort liege in einem unsicheren Viertel und es sei leichtfertig von den Verantwortlichen Danubios, das Spiel in ihrem kleinem Stadion austragen zu wollen. Konflikte seien dort vorprogrammiert. Zudem zeigten sie sich erbost, nur 3.900 Tickets zugeteilt bekommen zu haben. Die Vereinsführung Danubios reagierte gelassen und stellte zunächst klar, dass das Viertel Jardines zwar zu den sozial schwächeren gehören mag, deswegen aber seine Bewohner keine Kriminellen seien. Und gerade diese Menschen haben sich die Party in ihrem eigenen Viertel verdient, weswegen man daheim bleiben werde und auch 3 der 4 Tribünen nur für Danubio Fans freigebe. Die Preise wurden niedrig angesetzt, damit sich auch ärmere Bewohner den Eintritt leisten konnten. Für die Haupttribüne zahlte man ca. 2,20 Euro für die Hintertor die Hälfte; Mitglieder zahlten nichts. Die gesamten Einnahmen aus dem Spiel sollten den Flutopfern im Hinterland zugute kommen. In der vorangegangenen Woche war es in meheren Städten des Interior zu schweren Überschwemmungen gekommen, von denen bis zu 100.000 Menschen betroffen waren/sind. Keine einmalige Aktion Danubios. Der Verein ist bekannt für sein soziales Engagement.

 

Das Estadio Jardines del Hipódromo ist ein kleines Stadion mit vier flachen Tribünen, ohne Flutlichter. Fasst es insgesamt zwar ca. 15.000 Zuschauer, waren für das Spiel nur 11.200 zugelassen und genauso viele fanden sich auch ein. Die Gäste hatten die gesamte Gegengerade zugeteilt bekommen. Die anderen drei Tribünen waren mit schwarz-weißen Fans besetzt. Die Sicherheitskontrollen waren eher lasch und beschränkten sich auf Kartenkontrolle und ein leichtes Abtasten. Es gab aber jede Menge Polizei und Wachschutz. Um es vorwegzunehmen: vor, während und nach dem Spiel blieb alles im und ums Stadion friedlich. Die Behauptungen seitens Peñarols bezüglich des Viertels waren schlicht lächerlich und vermutlich pure Ablenkung.

 

Im freudigen Intro gab es viel Papier, Ballons, eine kleine Blockfahne bei den Danubianos und ein paar vereinzelte, kleine Böller. Beide barras supporteten von Beginn an. Der kleine Trupp Supporter hinter dem Tor von Danubio hatte aber vor allem nach dem 0:1 viele Schwächephasen und konnte zudem nur selten auf Unterstützung von den anderen Rängen hoffen. Die Gäste sangen durch. Die Lieder gleichen denen in Argentinien, natürlich mit einigen Adaptionen. In der 40. Minute kamen etwa 35 mit Fahnen bewaffnete barra bravas in den Gästeblock gestürmt. Nachdem sie ihre Mitbringsel verteilt hatten sollten sie die Gesänge dirigieren. Die Gegengerade war nun nicht nur optisch aufgepeppt, sondern legte auch an Lautstärke und Enthusiasmus noch einmal zu. Da aber kaum, dass einige Lieder gesungen waren, bereits zur Pause gepfiffen wurde, machten die Peñarolfans einfach weiter.

 

In Sachen Stimmung glich die 2. HBZ zunächst der ersten. In den letzten 15 Minuten aber versuchten die Danubio-Fans, ihre Mannschaft zum Unentschieden zu treiben und das Stadion gehörte wieder ihnen. Der Erfolg blieb aber aus.

Danubio suchte die Offensive, zeigte ansehnliche Kombinationen und einige feine Einzelaktionen. Die Spielzüge endeten aber ein ums andere Mal in den dicht gestaffelten Abwehrreihen Peñarols. Die Schwarz-Gelben, obwohl auf einen Sieg angewiesen, spielten mit einer Taktik, als ginge es darum, die Null zu halten. Einer der wenigen Vorstösse im ersten Durchgang endete mit einem Freistoßpfiff. Der Schütze zirkelte den Ball gekonnt von der Straumgrenze ins Eck. In der zweiten Hälfte ein ähnliches Spiel: Danubio griff an, Peñarol verteidigte und hoffte auf Kontergelegenheiten, von denen es aber nur wenige gab. Je länger das Spiel dauerte desto nervöser wurden die Spieler Danubios und die Aktionen ungenauer. Bis zum Ende fanden sie kein Mittel, die Peñarolabwehr zu knacken. Der Meisterpokal, der die ganze Zeit an der Seitenlinie verlockte, musste also wieder eingepackt werden.

Nachtrag

Das Finalísima wurde auf den Donnerstag (17.05.) angesetzt im grössten Stadion Uruguays, dem Centenario, Peñarol seine Heimspiele austrägt. Dieses Mal äußerte niemand Sicherheitsbedenken. Vor 40.000 Zuschauern endete die Partie nach 90. Minuten 1:1 (Ausgleich Danubio 83.min). Es ging sofort zu den Elfmeterpunkten, von wo aus sich Danubio mit 4:3 durchsetzte. Danubio, was übersetzt Donau bedeutet, war damit Meister in Uruguay 2006/07.

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Danubio 0:1 Peñarol, Estadio Jardines del Hipódromo, Montevideo, 13.05.2007, 15. Spltg. Clausura 2007