A lo uruguayo: Alianza Lima - Sporting Cristal
04.05.2014 - Vor Ort in der 1. Liga
Fotos und Bericht vom Clásico Alianza Lima - Sporting Cristal im Estadio Nacional von Lima am 12. Spltg. des Torneo del Inca 2014.
von Christian Piarowski
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Das Clásico zwischen Alianza Lima und Sporting Cristal gilt nach dem Superclásico peruano (Alianza - Universitario) als eines der wichtigsten Derbys im Lande, denn Fans beider Vereine sind in ganz Peru zu finden. Alianza wurde 1901 und Cristal 1955 gegründet. Beide Vereine kommen aus Lima und haben ihre Stadien in Vierteln, die einen eher schlechten Ruf haben, weshalb es zuletzt häufig vorkam, dass Clásicos im Estadio Nacional ausgetragen wurden. Das erste Duell beider Vereine fand 1956 statt, seitdem gab es insgesamt, einschließlich dieser Partie vom 03.5.2014, 166 Begegnungen. Dabei hat Alianza mit 59 gewonnenen Spielen leicht die Nase vorn gegenüber Cristal, das 50 Siege vorweisen kann.
Alles verboten
Ende März starb ein Jugendlicher bei einer Schießerei zwischen Barra-Fraktionen von Universitario. Seitdem herrschen für Risikospiele besondere Vorschriften. So trafen Alianza und Cristal zu dieser Ausgabe des Clásico im Estadio Nacional und nicht wie ursprünglich geplant im Matute aufeinander, wobei im Vorfeld die angesprochenen speziellen Sicherheitsmaßnahmen getroffen wurden. So waren die Tickets personalisiert und wurden nicht am Spieltag verkauft. Im Stadion war sämtlicher Blockschmuck verboten, dies galt auch für Trommeln und Fahnen - für Bengalos und Rauch sowieso. Dazu gab es stichprobenartige Alkoholkontrollen.
Es war also ein an Folklore armes Clásico zu befürchten und schon gar nicht mit einem ausverkauften Haus. Dazu trug nicht nur bei, dass Kurzentschlossene durch den ausschließlichen Vorverkauf ferngehaltene wurden, sondern auch die saftigen Eintrittspreise mit immerhin 10 Euro für eine Kurvenkarte. Einen schönen Effekt hat das Ganze: die Schwarzmarktpreise hielten sich im Rahmen, da die Gefahr bestand, auf Grund der Personalisierung draußen zu bleiben. Und es wurde in der Tat kontrolliert, ob die Ausweisnummern auf dem Ticket wirklich stimmten, doch die ein oder andere laxe Kontrolle konnten einige nutzen.
Etwas mehr als 12.000 Zuschauer waren letztlich im Stadion. Die Kurve der Alianza-Fans zeigte sich recht gut gefüllt, auf der anderen Seite war das nicht ganz so. Irgendwie sieht man überall in Peru Menschen mit einem Cristal-Trikot, so wie auch Alianza oder Universitario, man trifft auch viele Leute, die vehement betonen, sie seien Fans von Cristal. Vielleicht meinen sie aber eigentlich das Bier, denn im Stadion trifft man diese Menschen nur selten.
Trotz Verbote gute Derby-Stimmung
Da ja alles verboten war, wurden zum Intro lediglich die in Peru sehr beliebten Luftstäbe hochgehalten und beim Auflaufen der Teams in Richtung Spielfeld geschossen. Es herrschte aber bereits während des Aufwärmens der Teams gute Stimmung dank lautstarker Gesänge, die vor allem in den Anfangsminuten sehr gut rüber kamen. Auf der Osttribüne standen die "Ost"-Barras (beide Vereine haben gemäßigte Fangruppen, die immer auf die Osttribüne in ihren jeweiligen Stadien gehen und dort ihr Team mit Gesängen supporten und auch häufig Choreos oder Blockfahnen präsentieren - wenn es erlaubt ist) direkt neben einander, einzig getrennt durch eine Polizeikette, und schickten sich gegenseitig Grüße in Form deftiger Spottgesänge. Ab und an flog auch mal ein zerknüllter Pappbecher.
Diese gute Stimmung sollte sich das ganze Spiel über fortsetzen, das neue Estadio Nacional bietet eine sehr gute Akustik. Insgesamt setzten die Alianza-Fans ihre Überzahl auch um und waren präsenter. Dabei war auf dem Platz genau das Gegenteil der Fall. In den ersten Minuten spielte Cristal den Tabellenführer an die Wand, traf aber das Tor trotz allerbester Möglichkeiten nicht. Erst nach zwanzig Minuten gelang es Alianza allmählich, das bisher in der Saison gezeigte uruguayische System umzusetzen. Das heißt sie machten die Räume enger und gingen mit mehr Biss in die Zweikämpfe, dabei auf den Fehler des Gegners lauernd, ohne selbst die Initiative zu ergreifen. Insgesamt zeigte Alianza dennoch die schwächste Saisonleistung, kam aber kurz vor Schluss in Unterzahl mit einem der wenigen Vorstöße zum Siegtreffer durch den Uruguayer Mauro Guevgeozián. Dies zur Freude seines uruguayischen Trainers und der drei uruguayischen Teamkollegen und natürlich der Alianza-Fans im Estadio Nacional.
Die angegebenen Statistiken zum Clásico stammen vom Entstehungstag des Artikels und werden nicht nachträglich aktualisiert.
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Alianza Lima 1:0 Sporting Cristal, Estadio Nacional, Lima, Samstag, 03.05.2014, 18:00, 12. Spltg. Torneo del Inca 2014 (1. Liga)
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