Finalísima: Nacional - Huila
17.06.2007 - Vor Ort im Estadio Atanasio Girardot
Fotos & Bericht vom Finalrückspiel der Apertura der Copa Mustang 2007 zwischen Atlético Nacional und Huila.
von Christian Piarowski
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Bereits am Dienstag vor dem Finalspiel war Medellin grün-weiß geschmückt. Die Freude über den Finaleinzug und den möglichen Meistertitel war überall zu spüren. Trikots von Nacional waren in diesen Tagen das beliebteste Kleidungsstück. Nur einige Wenige trugen trotzig die Farben des Lokalrivalen Independiente. Fanartikel von Nacional konnte man an jeder Straßenecke kaufen; selbst einige Stadtbusse waren grün-weiß geschmückt. Nachdem am Mittwoch Nacional das Hinspiel in Neiva souverän gewonnen hatte, zweifelte niemand mehr am neunten Titelgewinn. Die ganze Nacht hindurch hörte man Freudengesänge und Hupkonzerte.
Tickets für die Partie erhielten vorzugsweise jene Fans, die beim letzten Heimspiel anwesend gewesen waren. Dafür musste man die erhaltenen Coupons umtauschen, was tagelang zu langen Schlangen an den verschiedenen Ticketschaltern führte. Das letzte Heimspiel war so gut wie ausverkauft gewesen und die wenigen übrigen Tickets waren für Vereinsmitglieder reserviert. Es gab also keine andere Möglichkeit, als über den Schwarzmarkt an Karten zu kommen. Doch waren dort am Dienstag kaum welche zu finden. Lediglich Coupons konnte man zu horrenden Preisen erwerben, mit denen man sich dann stundenlang in die Schlangen stellen konnte. Ich spekulierte, dass ein schlechtes Hinspielergebnis die Euphorie und Preise ein wenig drücken könnte; doch verzockte mich. Am Donnerstag waren die Preise noch einmal gestiegen; dafür konnte man jetzt auch Tickets erwerben...sechs mal so teuer wie eine regulär erworbene Karte.
Tolle Stimmung auch im Stadion
Huila war der krasse Aussenseiter. Der Verein wurde erst 1990 gegründet. In der Vorsaison schlitterte man nur knapp am Abstieg vorbei; der Finaleinzug war von daher bereits eine kleine Sensation. Beim Hinspiel konnte man im TV Bilder einer Stadt im Freudentaumel sehen...freilich nur vor dem Spiel. Zum Rückspiel kam nur ein kleines Grüppchen Anhänger, die von einem doppelten Polizeigürtel von den übrigen Besuchern getrennt waren. Beim Gang aufs Klo erhielten sie Polizeischutz, da sie dann stets mitten durch die grün-weiße Masse hindurch mussten.
Das Estadio Atanasio Girardot hat ein Fassungsvermögen von 52.000 und war rappelvoll; selbst die Gänge waren besetzt. Bereits 2 1/2 Stunden vor dem Anpfiff war es schwer, einen Platz zu finden. Es war ein eindrucksvoller Anblick. Das gesamte Stadion war Grün-Weiss bis auf den kleinen gelben Fleck, den die Gäste bildeten. Außer ihnen gab es wohl niemanden im Stadion, der nicht irgendein grün-weißes Kleidungstück trug. Das Warten in drückender Hitze wurde aufgelockert durch Live-Acts lokaler Bands, die allerdings des öfteren von den Fangesängen überstimmt wurden.
Zum Intro gab es kiloweise Papier. Der Verein hatte das Mitbringen von Pyrotechnik verboten, sorgte aber mit einer organiserten und kontrollierten Pyroshow für einen würdigen Rahmen. Minutenlang wurde das Heimteam frenetisch gefeiert. Die Fans besangen bereits den Meistertitel, sich selbst und alles, was es zu besungen werden konnte. Wie vor jedem Spiel in Kolumbien wurde die Nationalhymne abgespielt. Die Partie begann schliesslich mit reichlich Verspätung.
Verkehrte Welt auf dem Platz
Niemand im Rund hatte erwartet, was dann folgen sollte. Ganz anders als im Hinspiel, bei dem Huila an der eigenen Nervosität scheiterte und kaum einen Spielaufbau zustande brachte, war es nun der Außenseiter, der das Spiel kontrollierte. Nacional verschlief die Anfangsphase völlig und hatte Glück, nicht in Rückstand zu geraten. Huila kam dagegen mit gelungen Kombinationen gleich mehrfach gefährlich vors Tor, ohne die Chancen verwerten zu können. Wie es nun mal im Fussball so ist: als sich auf den Tribünen zunehmend das Entsetzen um sich griff, war es Nacional, das nach einem katastrophalen Abwehrfehler der Gäste zum 1:0 abschließen konnte.
Der Jubel war riesig. Doch gab der Führungstreffer dem Heimteam nicht die zu erwartende Sicherheit. Huila dominierte weiterhin und kam noch vor der Pause zum verdienten Ausgleich. In der zweiten Halbzeit dasselbe Bild. Huila kombinierte und Nacional kam irgendwie stets einen Schritt zu spät. Das Team wirkte lethargisch; der einzige Spieler, der stets auf der Höhe des Geschehens war, war der Torwart. Ihm war es zu verdanken, dass die Gäste nicht die verdiente Führung erzielen konnten. Sicher im Herauslaufen und Ruhe ausstrahlend vereitelte er ein halbes Dutzend Chancen der Gäste mit großartigen Reflexen. Zurecht wurde er nach der Partie von der Presse als der Held des Abends gefeiert. Ich musste gleich zweimal nachlesen, bevor ich glauben konnte, dass jener David Ospina erst 18 Jahre alt sein soll. Man fordert bereits seine Nominierung für das Nationalteam. Zurecht, wenn er weiter derartige Spiele abliefert.
Die barra in der Kurve sang die 90 Minuten durch und liess sich vom Spielverlauf nicht beeindrucken. Auf den übrigen Tribünen begann allerdings mit jeder verstreichenden Minute das große Zittern. Das kleine Grüppchen Gästefans schöpfte Hoffnung und versuchte, sich höhrbar zu machen. Doch dies bemerkte man nur, man nicht weit von ihnen entfernt saß. Die letzten Minuten wurde das Spiel hektisch. Für beide Seiten gab es jeweils eine Rote Karte. Nacional erwies sich letzten Endes als das reifere Team und nutzte eine der wenigen Chancen fünf Minuten vor Schluss zum 2:1. Die Party konnte damit beginnen.
Die Pokalübergabe wurde begleitet von einem Feuerwerk und (natürlich) grenzlosem Jubel. Nach der Ehrenrunde tobte die Siegesfeier in der ganzen Stadt bis zum Morgengrauen. Glücklicher Zufall, dass am nächsten Montag Feiertag war. Menschen lagen sich freudestrahlend in den Armen, die Gesichter weiß vom Mehl, mit dem man hemmungslos um sich warf. Es wurde getanzt, gesungen und überall stiegen Raketen in die Luft, die man von cleveren Verkäufern auf der Strasse erwerben konnte. Am nächsten Morgen waren nur wenige Menschen auf den Strassen zu finden.
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Atlético Nacional 2:1 Atlético Huila, Estadio Atanasio Girardot, Medellín, Sonntag, 17.06.2007 - Rückspiel, Finale Apertura 2007, Primera A (Copa Mustang - 1. Liga)
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