Aucas und SLM - eine unendliche Geschichte

29.01.2009 - Hintergründe

Der Vertrag ist unterschrieben, doch wird er erfüllt?

von Dennis Lumme

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Schon vor ca. 2 Monaten schloss der chronisch klamme Verein S.D. Aucas Quito einen Vertrag mit der amerikanischen Investorgruppe SLM  (Sport Led Media) um aus der finanziellen und sportlichen Misere zu entrinnen. SLM hat sich in den vergangenen Jahren in mehrere Vereinen in verschiedenen Sportarten eingekauft und die Vereine jeweils zu beachtlichen Erfolgen geführt. Bevorzugt ausgewählt werden heruntergewirtschaftete Traditionsvereine.

In Südamerika gelang SLM dies erstmals mit Colo Colo aus Chile, die genau wie im Vertrag mit Aucas zu 50 % übernommen wurden. Dies manifestiert sich zunächst in imensen Investitionen, wie bei den Aucas geplanten Investitionen in Stadion, Mannschaft, Trainer, Trainingsgelände, Jugendteams, medizinische Versorgung und Medienvertretung. Im Gegenzug erhält die Firma 50 % aller Einnahmen aus Werbung und Spielerverkäufen.

 

Bei Aucas sorgte vorab schon für Unruhe, das der Vereinspräsident Montenegro eigenmächtig und ohne Rücksprache mit der Vereinsführung, den Vertrag unterzeichnete. Dabei hätten Kritiker diesen gerne erst prüfen lassen und kritisieren u.a. das z.b. die Einnahmen der Werbebanden im Stadion komplett an SLM gehen. Auch die Teilung aller weiteren Einnahmen macht Aucas zukünftig von SLM abhängig. Desweiteren ist die Laufzeit nicht geklärt, und was passiert wenn diese endet, ob die Firma einen Teil der Investitionen zurückfordert bzw. Eigentümer der Gebäude und Gelände bleibt.

Doch neben aller Uneinigkeit über den Vertrag ist momentan weiterhin offen ob dieser überhaupt gültig ist, bzw. von SLM eingehalten wird, denn bis dato sind keine Gelder geflossen. Zwar wurden erste verpflichtungen getätigt, wie der neue Trainer Marco Antonio "el diablo" Etcheverry, ehemaliger Nationalspieler Boliviens, der in 2 Jahren satte 2 Mio $ Gehalt bekommt, eine schier astronomische Summe für ecuadorianische Verhältnisse. Etcheverry ist nach fast einem Monat Verspätung tatsächlich eingetroffen und trainiert das Team, womit kaum noch einer gerechnet hatte. Das Team hat auch erste Verstärkungen erhalten, wie z.b. der ecuadorianische Nationaltorhüter Edwin Villafuerte, besteht derzeit jedoch aus lediglich 7 Mann. Alle anderen Mannschaften sind schon lange komplett und bereiten sich seit Anfang des Jahre auf die neue Saison vor.

Theoretisch könnten diese 7 Mann mit Jugendspielern verstärkt vorerst antreten, doch ob die Jugendspieler noch lange bleiben ist ebenfalls offen, da sie seit 3 Monaten kein Gehalt (Taschengeld) bekommen haben. Dies ist bei den Jungs durchaus ein Problem da sie meißt ohne Familie nach Quito gezogen sind (die meissten Spieler stammen aus Esmeraldas und dem Chota Tal, der Hauptspielerquelle Ecuadors) und sind auf ihr Gehalt zwingend angewiesen. Normalerweise leben sie in einer Art Fussballschule mit rundum-Versorgung, die aber seit Monaten nicht mehr stattfindet, da dem Verein jegliches Geld dazu fehlt. Während die Profis (neben dem ausstehenden Gehalt) auf ihre medizinische versorgung verzichten müssen, fehlt den Jugendspieler Geld zum Essen.

Immer mehr Personen um den Verein herum fordern nun ein Ultimatum für SLM, die weiterhin keinerlei Nachrichten von sich geben. Marco Etcheverry stellte sich nach dem heutigen Training den Reportern und zeigt sich ebenso geschockt von der Situation, und das er selbst auch keinen weiteren Kontakt zu SLM hatte. Er kam um Großes zu bewegen, der Plan von SLM für Aucas sieht in 2009 den Aufstieg in die erste Liga vor, 2010 die Qualifikation für die Copa Libertadores und ab 2012 werden Titel erwartet, doch hat nun ebenso Bedenken ob dieses Arbeitsverhältnis weiterhin besteht.

Angeblich gibt es ein Ultimatum bis morgen Mittag, bis dahin muss sich SLM melden und Stellung beziehen. Wird der Vertrag aufgelöst könnte dies das Aus für Aucas bedeuten, selbst wenn der Trainer seinen teuren Vertrag annulieren sollte. Schon jetzt drücken den Verein erneute Schuldenlasten bei Verein, Banken und Staat. Der Trainings und Spielbetrieb läuft quasi ohne den Verein auf semi-privater Ebene.

Mit Spannung und einer gehörigen Portion Angst werden die nächsten Tage erwartet.