Für die Geschichtsbücher: River Plate - Alianza Lima

Am sechsten und letzten Spieltag der Gruppenphase in der Copa Libertadores 2022 empfing River Plate im Estadio Monumental die Gäste von Alianza Lima. Die große Spannung war für die Partie nicht zu erwarten gewesen, da River bereits Gruppensieg und Quali für die K.O.-Phase sicher hatte. Dennoch war das sich im Umbau befindende größte Stadion Argentiniens mal wieder offiziell ausverkauft. Da tat auch die nach dem überraschenden Aus im Meisterrennen eher getrübte Stimmung unter den Fans  keinen Abbruch.

Voll war die Schüssel also, doch bereits vor der Partie war das Ambiente noch ruhiger als gegen Tigre wenige Tage vorher, und da gab es schon keine Stimmungsexplosion. Das Intro mit den Gesängen, einigen Facklen und ein paar Blinkern im Gästeblock waren noch das beste. Der Gästeblock war nur wenig gefüllt, dabei ist Alianza in Peru, was Boca in Argentinien ist. Früher gab es zu solchen Spielen auch entsprechend mehr Gäste, aber die seit Jahren für Gästefans hohen Preise in den Copas, plus die Anfahrtskosten, plus die schlechte sportliche Ausgangslage und gewisse „Anti-Barra-sportpolitische Praktiken in Peru haben das über die Jahre geändert. Auch gab es im Gästeblock weder Instrumente noch deutlich erkennbares barra-typisches Material. Sehr wahrscheinlich rekrutierte sich der Großteil der dort Anwesenden aus der großen peruanischen Einwanderergemeinde in Capital und Großraum Buenos Aires. Trotz der deutlichen numerischen Unterlegenheit waren die Gäste ab und an zu hören.

Denn im Laufe des Spiels war phasenweise im restlichen Oval nur Gemurmel zu vernehmen. Laut wurde es meist nur für kurze Momente, dann aber machten gefühlt alle mit, selbst auf den teuren Plätzen der Mittel- und Unterringe sah man die Fans auf ihren Plätzen stehen und hüpfen. Die körperliche Aktivität tat angesichts der niedrigen Temperaturen vermutlich aber auch ganz gut.

Julián Álvarez mit historischem Abschied - Fans gehen früher

Das Spiel auf dem Rasen jedenfalls konnte niemanden kalt lassen. River wollte seine Fans wieder versöhnen und legte ein spielerisches Feuerwerk hin, das die Peruaner teils zu besseren Trainingspartnern und phasenweise gar zu Slalomstangen degradierte. Das historische 8:1 hätte durchaus höher ausfallen können. Allen voran Julián Álvarez zeigte sich mal wieder in Spiellaune, setzte dem Hattrick im ersten Durchgang noch drei Treffer im zweiten hinzu und wurde damit der erste River-Spieler in der Vereinsgeschichte, der sechs Tore in einem Copa-Libertadores-Spiel erzielte. Erstaunlicherweise  machten sich viele River-Fans nach dem siebten Treffer auf den Heimweg. Sicher mögen die üblichen langwierigen Abreiseprobleme nach dem Spiel sowie die Temperaturen um die 6 Grad dazu beigetragen haben, vielleicht war aber auch einigen die sportliche Kost zu fade, schließlich geht man ja auch eher seltener zu einem Trainingsspiel.

Auch die Gästefans wollten Großteils nach dem 0:6 bereits abwandern, wurden aber offenbar nicht raus gelassen, da sie wenige Minuten später wieder auftauchen. Da mussten sie noch zwei weitere Gegentreffer verdauen, bejubelten aber schließlich doch hörbar den Ehrentreffer per Elfer kurz vor Abpfiff. Der war nicht völlig unverdient, immerhin suchten die Spieler von Alianza trotz aller offen sichtbaren Defizite, bis zuletzt den Weg nach vorne. Diese taktische Vorgabe war recht erstaunlich, kam es dadurch doch in Umschaltsituationen zu riesigen Lücken im Abwehrverbund, was zu der Rekordniederlage kräftig mit beitrug.

Alles im allen war es jedenfalls mal wieder ein denkwürdiger Copa-Abend im Monumental mit einem dicken Eintrag in die Geschichtsbücher.

Wenige Wochen später sollte der Verein Maßnahmen ergreifen, um die nach dem Verbot der Barra vielfach kritisierte Stimmung im Stadion zu verbessern.

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River Plate (ARG) 8:1 Alianza Lima (PER), Estadio Monumental, Barrio de Belgrano, Ciudad de Buenos Aires, Argentinien, Donnerstag, 25.05.2022, 19:00, 6. Spltg. Gruppe F, Copa Libertadores 2022

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