Immer mehr Clásico: Valdivia - Puerto Montt

Valdivia, eine der ältesten Städte Chiles, liegt versteckt in den Überresten des valdivianischen Regenwaldes und angeschmiegt an einem Wirrwarr von Flussarmen, über die man ins nahe Meer gelangt. Vom kolonialem Erbe, der Zeit der jungen Republik oder der Pionierzeit mit den deutschen und schweizer Siedlern finden sich jedoch kaum noch sehenswerte Überreste., da verschiedene Erdbeben und eine bewegte Geschichte Valdivia mehrfach zerstört haben. Die Lage am Fluss und der Ruf als Bierhauptstadt (Kunstmann, eine der mittlerweile am weitverbreitetsten Marken in Chile, ist hier ansässig) machen einen Besuch der Stadt auf jeden Fall lohnenswert.

Clásico?

Man kann, wenn man ehrlich ist, nur schwer behaupten, dass Deportes Valdivia und Deportes Puerto Monnt eine verbitterte Clasico-Tradition pflegen, auch wenn aufgrund der geographischen Nähe natürlich seit jeher eine gesteigerte Rivalität vorhanden war. Viel mehr sehen beide ihren Erzrivalen in Provincial Osorno. Doch Osorno ist zuletzt wegen finanziellen Schwierigkeiten in den tiefsten Amateurregionen versackt, während Valdivia und Puerto Montt sich nahezu parallel wieder in die 2. Liga gehievt haben und daher in den letzten Jahren häufiger aufeinander trafen. Die lokale Presse hat es ohnehin schon länger zum neuen Süd-Cláscio ausgerufen und auch die Fans sind zunehmend auf den Geschmack gekommen.

So sah man tagsüber in der Stadt auch bereits etliche Gästefans stolz in Trikots durch die Stadt flanieren. Dies taten sie auch ganz relaxt vor dem Stadion, wo vor den Eingangstoren eine entspannte Atmosphäre herrschte. Die meisten Zuschauer kauften ihre Tickets erst direkt am Stadion, dabei war dies problemlos im Internet möglich und im Vorverkauf sogar billiger. Zudem kamen viele Zuschauer gar erst nach Anpfiff. All dies zeigte, dass es den meisten weniger darum ging, mit aller Macht beim Derby dabei zu sein. Sie kamen eher spontan, vom schönen Sonnenwetter (ungewöhnlich in einer der regenreichsten Regionen der Welt), dem zu der Zeit noch möglichen Weg nach oben in der Tabelle und eben den Gegner aus der Nähe angelockt.

Wie auch immer, die Gäste hatten einen guten Mob dabei, größer als die Heimbarra. Letztere hatte ihren eigenen Block, etwas abgetrennt von der Gegengeraden, schön geschmückt und brachte Papierschlangen und -geschnippsel zum Intro. Gleiches taten die Anhänger von Puerto Montt am anderen Ende der Gegengerade.

Beide Fanlager übten sie zu Beginn hochmotiviert in Gesängen mit fast ausschließlich argentinischem Liedgut. Die Lieder wechselten etwas hektisch durch, wobei Valdivia die numerische Unterzahl mit Trommeln ausgleichen konnte, während die Gäste ohne auskamen. Auf den übrigen Rängen des schönen, alten Estadio Municipal mit seinen Holzplanken und Tribünen längs des Feldes blieb es meist recht ruhig. Nur wenige Zuchauer schickten mal Flüche gen Schiri oder Gäste, die meisten verfolgten einfach das Spiel ohne größere emotionale Regungen zu zeigen.

Valdivia ging nach 30 Minuten in Führung, als die Montt-Fans grade eine sehr gute Version von "muchachos, traigan vino..." brachten. Vor ein paar Jahren war von ihnen bei der gleichen Partie ain Puerto Montt nicht allzu viel geboten wurden. Scheinbar hat sich da einiges getan.

Dann doch...

In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs fingen sich die Gäste nach harter Aktion eine Rote Karte, das Stadion feierte dies, es folgte der Halbzeitpfiff und heftiges Gepöbel zwischen den Fangruppen auf der Gegengerade. Man steigerte sich hinein, es wurden bald die ersten Gegenstände von Seiten der Gäste geworfen, was wiederum beantwortet wurde; und so ging es hin und her, bis nach etwa 10 Minuten einige Polizisten aufliefen und wieder Ruhe einkehrte.

Nicht lange nach Wiederanpfiff erhöhte Valdivia auf 2:0, das Spiel war damit gefühlt durch und plätscherte in der Folge vor sich hin. Ähnlich lief es auf den Tribünen ab. Zum Ende hin begannen die Montt-Fans mit einigen Trotzgesängen und feierten sich selbst. Dies fand seinen Höhepunkt und Abschluss mit einer sehr guten Interpretation des über die Grenzen hinaus bekannten Liedes "Puerto Montt" der Los Iracundos, zu dem es auch eine nette Hüpfeinlage gab. So gewannen die Gäste auf den Rängen, auf dem Platz dagegen die Gastgeber, wobei das erschreckend schwache Niveau der 2. Liga ein weiteres Mal bestätigt wurde.

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