Millonario im Tor: San Felipe - Sokol

18.03.2017 - Vor Ort bei den Regionalmeisterschaften

Fotos und Kurzbericht vom Viertelfinale San Felipe - Sokol im Estadio de la Asociación 18 De Septiembre - "La Bombonera" - in Punta Arenas

von Christian Piarowski

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Zum Viertelfinalrückspiel des Meisterschaftsturniers der Region (Bundesland) Magallanes zwischen San Felipe und Sokol kamen am jenem Samstagabend etwa 1000 Zuschauer ins Estadio de la Asociación 18 de Septiembre, das liebevoll auch "La Bombonera" genannt wird. Letzteres nicht zu unrecht, denn aktuell gilt es als Puntas modernste Spielstätte, in der sich mit der großen, nahe des Feldes befindlichen Tribüne auch die beste Stimmung erzeugen lässt.

 

Sowohl San Felipe und insbesondere Sokol zählen in Punta Arenas zu den Vereinen mit der größten Anhängerschaft und in der Tat war das Zuschauerinteresse bemerkenswert, schließlich handelte es sich hierbei um Amateurfußball. Aber Profifußball kann man in der 150.000-Einwohnerstadt eben auch nur im TV sehen oder muss zweieinhalb Stunden nach Puerto Montt fliegen, wo es wenigstens Zweitligafußball gibt. Dabei ist die Fußballbegeisterung in der südlichsten Stadt des amerikanischen Festlandes weitaus höher als in ähnlich großen Städten Chiles und vergleichbar mit jener in Argentinien. Dies kann durchaus an der Geschichte der Stadt liegen, die ähnlich verlief wie die vieler Städte im Nachbarland und geprägt ist von der Einwanderung zahlreicher Europäer ab Ende des 19. Jahrhunderts, vornehmlich aus Kroatien und Italien.

 

Viel Fußballleidenschaft am Südende des Kontinents

Es gibt gleich drei Ligen in der Stadt, die parallel ihre eigenen Meisterschaften austragen. Die ersten Drei dieser drei Ligen qualifizieren sich jeweils für das Regionalmeisterschaftsturnier der Region Magallanes (Regional de Clubes Campeones), bei dem sie auf ebenfalls drei Vertreter der Liga von Puerto Natales und zwei Teams aus dem feuerländischen Porvenir treffen. San Felipe vertrat die Liga des Verbandes „18 de Setiembre“ und Sokol die Asociación de fútbol Punta Arenas. Obwohl beide also aus Punta Arenas stammen und die jeweiligen Heimspielstätten gerade einmal 3,5 Kilometer auseinander liegen, treffen sie in ihrem regulären Ligaalltag folglich nicht aufeinander. Auch dies erklärt natürlich das gesteigerte Zuschauerinteresse an dem Spiel.

 

Die Anhänger San Felipes machten auf der Tribüne mit viel Geschrei und einigen Schlachtrufen sowie drei Bannern auf sich aufmerksam. Die auf der anderen Seite versammelten Sokol-Fans waren zunächst bestenfalls an einem kleinen Fähnlein auszumachen. Erst später im Spielverlauf konnte man auch sie an einigen Schreien und Unmutsbekundungen sowie vor allem an der größeren Zahl der Autohupen erkennen.

Die Anhänger beider Teams waren bunt gemischt im ganzen Stadion verteilt, ganz ohne Polizei. Das blieb auch dann problemlos möglich, als sich vor allem zum Spielende hin die Gemüter deutlich erhitzten, die giftigen Kommentare und Beschimpfungen immer häufiger sowie die Stimmen immer gepresster wurden und auch die Spieler immer häufiger aneinander gerieten. Auffallend dabei war, dass die giftigsten Sprüche meist von Frauen stammten, deren hohe Stimmen deutlich vernehmbar durch die Nacht gellten.

 

Die letzten 15 Minuten des Spiels herrschte eine sehr hitzige, leidenschaftliche Atmosphäre. Ganz ohne Barra-Support, ganz ohne regelmäßige Gesänge war dennoch die Anspannung, das Mitfiebern mitreißend zu spüren und sorgte automatisch dafür, dass man noch intensiver das Spiel verfolgte.

 

Dabei kam es eigentlich auf dem Rasen nie zur großen Spannung, denn Sokol zeigte sich zwar bemüht, aber ohne Ideen und konnte nie das Gefühl aufkommen lassen, dass die Qualifikation San Felipes nach dem 4:2 Hinspielsieg noch mal in Gefahr geraten könnte.

Die meisten Blicke zog in den 90 Minuten der Torwart der Gastgeber auf sich. Dies zum einen aufgrund seiner Körpermaße, die nicht unbedingt vermuten ließen, dass er die beste Option zwischen den Pfosten sei und zum anderen, da er im Trikot des argentinischen Spitzenvereins River Plate spielte. Beides im Einzelnen und in Kombination sorgte natürlich dafür, dass er von den gegnerischen Fans am meisten zu hören bekam. Dies schien ihn allerdings ziemlich kalt zu lassen, ja sogar anzustacheln für einige theatralische Einlagen, aber auch für energische Präsenz auf dem Platz, mit der er seine Vorderleute anwies und immer wieder wachrüttelte.

 

Später sollte ich erfahren, dass einige Teams, unter anderem San Felipe, eigens für die regionale Endrunde Spieler aus Argentinien als Verstärkung geholt hatten. Keine wirklichen Profis, sondern Kicker aus lokalen Ligen der Provinz Santa Cruz, die aber natürlich nicht wegen der guten Seeluft allein hergekommen waren.

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San Felipe 1:0 Sokol, Estadio de la Asociación 18 De Septiembre "La Bombonera", Punta Arenas (XII región de Magallanes y de la Antártica Chilena), Samstag, 18.03.2017, 20:00, Rückspiel 1/4-Finale, Torneo Regional de Clubes 2017 (Hin: 4:2)

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