Zum Vatertag: José C. Paz - Argentinos
18.06.2017 - Liga Escobarense de Fútbol
Zum Vatertag trafen José C. Paz und Argentinos Del Viso im Estadio Ciudad de San Miguel aufeinander. Bericht & Fotos
von Christian Piarowski
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Die Liga Escobarense ist aus verschiedenen Gründen eine der spannensten Amateurligen im Großraum von Buenos Aires. Sie deckt die Verwaltungsbezirke Escobar, Pilar, Malvinas Argentinas, Tigre, San Miguel und José C. Paz ab. Diese Region ist hat sich vor allem in den letzten 15 Jahren zu einem sozialen Flickenteppich entwickelt mit massiven sozialökonomischen Unterschieden. Von exklusiven, hinter hohen Mauern versteckten Privat-Vierteln bis hin zu großflächigen Armutssiedlungen ist dort alles zu finden, wobei zwischen den Extremen mitunter nur wenige hunderte Meter Distanz liegen.
Die traditionsreiche Liga hat zuletzt an sportlichen Wert zugelegt und immer mehr Vereine erstreben eine Aufnahme. Aufgrund der steigenden Zahl der teilnehmenden Teams ist sie mittlerweile in zwei Ebenen gestafelt, quasi eine 1. Liga, die División A, und eine 2. Liga die División B, inklusive Auf- und Abstiegssystem.
Der Club Deportivo Jose C. Paz ist neben La Sonia und Santa Brígida einer der drei neuen Vereine, die in der Saison 2017 in der División B an den Start gegangen sind. Die Gründer des jungen Vereins konnten ihre eigene Euphorie auf weite Teile der Bevölkerung von José C. Paz übertragen, wie es bislang dem seit Jahren existierenden Verein América nicht gelungen ist.
Die 40 Kilometer vom Zentrum von Buenos Aires entfernt liegende Stadt existiert als eigene Verwaltungseinheit erst seit 1994, zählt mittlerweile aber geschätzt über 300.000 Einwohner. Wobei niemand genaue Angaben geben kann. Der letzte Zensus im Jahre 2010 ergab etwa 250.000, doch sind seitdem etliche Bewohner dazu gekommen, verteilt auf ein weitläufiges Stadtgebiet, das sobald man sich ein paar Blocks vom Zentrum um die gleichnamigen Bahntation entfernt überwiegend aus nicht asphaltierten Straßen besteht mit Häusern, die je nach Geld der Besitzer von einfachen Hütten, über unverputzte Rohbauten bis hin zu schnuckligen Einfamilienhäusern reichen. Es mag Europäer und auch nicht wenige Argentinier geben, die José C. Paz schnell als eine einzige Armensiedlung, als Villa abtun würden, doch dies würde der Stadt und seiner Einwohner in keinster Weise gerecht werden. Allerdings ist es nicht zu übersehen, dass viele Einwohner nicht sorgenfrei über die Runden kommen, erst recht seit der ihrer sozial verheerenden Wirkung bewussten aber dessen gleichgültigen Wirtschaftspolitik unter Mauricio Macri.
Dessen allen ungeachtet haben die Gründer von Deportivo das Leitmotiv ausgerufen, „el club de la ciudad“ zu sein, der Verein der Stadt. Bislang war José C. Paz trotz der Einwohnerzahl und einiger vorhandener Klubs wie eben América ein Niemandsland auf der Fußballlandkarte, geschuldet der jungen Stadtgeschichte, fehlender Gelder und anderer wichtigerer Probleme.
Neben América und Deportivo gibt es nun mit La Sonia gleich drei Vereine in der Liga Escobarense, und alle drei haben sich neben der Bildung eines Fußballteams auch soziale Aufgabe auf die Satzung geschrieben, Deportivo, wie es eben im Namen zur Geltung kommt, mag dabei derjenige sein, der am meisten dabei vor allem auf den Sport setzt. Dennoch hat der Verein schnell viele Anhänger gefunden und Deportivo kam im Laufe der Saison zu beachtlichen Zuschauerzahlen. Eine eigene Spielstätte hat der Verein noch nicht und muss daher das Estadio Ciudad San Miguel des in der Primera D antretenden Klubs Juventud Unida mieten, mit dem man ein sehr freundschaftliches Verhältnis pflegt.
Zuletzt hatte die Barra mit einigen farbenfrohen Intros auf sich aufmerksam gemacht. Leider aber auch die Polizei.Zu den Spielen in der Liga Escobarense sind in der Regel zwei Polizisten vorgeschrieben, doch wurde an diesem sonnigen, aber windig-kaltem Vatertag ungewöhnlich streng von etwa 12 Polizisten kontrolliert, vor allem auch jene Zuschauer, die in den Bereich hinters Tor wollten. So formierte sich dieses Mal keine Barra mit Trommeln, was vor Anpfiff auch das Hauptgesprächsthema auf der Tribüne war. Man war sich einig, dass der Vatertag die Zuschauerzahl heute gering hielt und es zum Nachholspiel am folgenden Dienstag, der ebenfalls Feiertag war, deutlich mehr Fans kommen würden. Vatertag ist nun mal eben ein Familienpflichttag in Argentinien und reduziert durchaus die Zuschauerzahlen ähnlich wie der Muttertag.
Nichtsdestotrotz kamen etwa 500 Zuschauer zum Spiel, die trotz der Kälte intensiv das Spiel verfolgten. Dabei feuerten sie die Spieler freundschaftlich an und nahmen das Ganze keineswegs verbissen. So wurde sich auf der Tribüne fleißig im Scherzen geübt und etwa der Schieri ermahnt, endlich einen der Gästespieler die gelbe Karte zu zeigen, schließlich hätten die schon fünf Bälle über die Mauer hinweg aus den Stadion gedroschen und seien ganz eindeutig einfach dumme Esel.
Gutes Publikum, tolle Choris
Das Publikum bestand überwiegend aus jungen Leuten und Familien. Auffallend war, dass der Verein, der erst wenige Monate alt ist und sich selbst den Spitznamen Gaucho gegeben hat, bereits einen eigenen Fanartikelstand betrieb, mit Mützen, Trikots und weiterem, der auch zahlreiche Kunden anlocken konnte. Den Choripan-Stand hatten aber die Jungs von Juventud Unida fest im Griff und verkauften die in diesem Stadion üblichen erstklassigen Würste zu einem akzeptablen Preis von 30 Pesos (zu der Zeit etwa 1,80 Euro; für den Eintritt zur Platea mussten die Zuschauer 50 Pesos zahlen). So bietet der Besuch eines Spiel der Escobarense natürlich auch eine Möglichkeit, Fußball live im Stadion zu sehen, was sich nämlich immer weniger Menschen in etlichen Orten des Großraums leisten können.
Ein leidenschaftliches und dennoch entspanntes Publikum, tolle Choris und halbwegs gutes Winterwetter: alles war angerichtet also für den perfekten Fußballnachmittag. Auch die Jungs auf dem Spielfeld sollten nicht enttäuschen und boten eine ansehnliche, umkämpfte Partie, deren Niveau sich nicht wirklich von Spielen in der Primera D unterschied. Die Gastgeber waren leicht über legen gegenüber den defensiv orientierten Gästen, doch ging es ohne Tore in die Kabinen.
Wolken sollten bald die Sonne verstecken und als im 2. Durchgang die ersten Zuschauer daher allmählich sich von Froststarre bedroht sahen fiel das verdiente und aufwärmende 1:0 nach 10 Minuten. Noch weitere 10 Minuten später dezimierten sich die Gäste, die nun nervlich angefressen wirkten, durch eine unnötige Rote Karte. Das Spiel wurde zunehmend zerfahrener, wobei die Gäste bald nur noch zu neunt waren. Deportivo verwaltete daraufhin die Partie, die erst in den Schlussminuten wieder an Fahrt gewann. Denn da der Gaucho die sich bietenden Räume einfach nicht zu nutzen wusste, drohte doch irgendwie der Ausgleich, denn die Gäste warfen mit dem Mute der Verzweiflung alles nach vorne. Sie waren ein-, zweimal auch kurz davor belohnt zu werden, doch es blieb beim 1:0. Dies feierten die Heimfans, die aber dann rasch ihre steif gefrorenen Glieder in Richtung Heimat bewegten.
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José C. Paz 1:0 Argentinos DV, Estadio Ciudad de San Miguel, Muñiz (San Miguel, Prov. de Buenos Aires), Sonntag, 18.06.2017, 15:30, 12. Spltg. División B (2. Liga), Liga Escobarense de Fútbol
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