Vélez Campeón!

05.07.2009 - Primera A

Was für ein Finale! Typisch argentinisch: wenig Fußball, viel Polemik, Hagelkörner groß wie Eier, ein Spiel, das bis zur 108. Minute andauert, blutüberströmte Spieler und ...

von Christian Piarowski

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Feierstunde in Liniers, Trauer in Parque Patricios. Was für ein Finale! Typisch argentinisch: wenig Fußball, viel Polemik, Hagelkörner groß wie Eier, ein Spiel, das bis zur 108. Minute andauert, blutüberströmte Spieler und ein kleiner Mann, der am Ende seinen Namen zum Programm macht...Maxi! Moralez schießt Velez zum Meistertitel.

 

Buenos Aires lebt derzeit mal wieder seinen Lieblingszustand nach allen Regeln: quilombo pur. Die Schweinegrippe sorgt für geschlossene Schulen und Unis, Menschen kaufen Desinfektionspaste auf Vorrat, die Rechte gewinnt bei den Wahlen und die Fußballmeisterschaft wird entschieden zwischen...Velez und Huracan. Das Stadion in Liniers ist beim entscheidenden Spiel trotz aller Warnungen des Gesundheitsministeriums voll. Und da der Spielplan schon wie aus Zauberhand eine echtes Finale beschert hat, muss auch dieses sich dem Leben anpassen: quilombo.

 

Huracan begann gut, spielte schönen Fußball und sorgte in der ersten Halbzeit aus einer stabilen Abwehr heraus mit ansehnlichen Kombinationen für Gefahr. Nach einem Freistoß gingen die Gäste sogar in Führung, aber der Linienrichter hatte ein Abseits gesehen. Schwer zu entscheiden, erst in der Wiederholung wird klar: der Schütze stand bei der Ballabgabe nicht im Abseits.

 

Die beste Chance im ersten Durchgang hatte jedoch Velez. Ein klarer Elfmeter sollte für die frühe Führung der Gastgeber sorgen; doch Schütze und Torwart hatten was dagegen. Also blieben die Nerven weiter angespannt im Fortin de Liniers. Euphorischer Jubel dagegen Kilometer entfernt im Estadio Duco, wo Fans des Globos, die kein Ticket für das Fortin ergattern konnten, die Ränge füllten und das Spiel auf einer Leinwand verfolgten.

 

Für Abkühlung sorgte dann der einsetzende Regen. Plötzlich jedoch fielen nicht dicke Tropfen, sondern eiergroße Hagelkörner vom Himmel. Die Spieler flüchteten in die Katakomben, Fans ins Stadioninnere oder unter Blockfahnen. Das Spiel war für über 15 Minuten unterbrochen.

 

Im zweiten Durchgang war die Partie zerfahren. Huracan spielte vorsichtiger, Velez war bemüht aber zu harmlos und ohne die entscheidende Idee. Es sah alles nach einem 0:0 aus, Huracan wäre Meister. Die letzten zehn Minuten rannte Velez verzweifelt an. Dann sieben Minuten vor Schluss die Szene des Spiels: Einen Steilpass in die Spitze konnte Larrivey nicht erreichen und stieß mit gestrecktem Bein am Fünfmeterraum in Huracan-Torwart Monzon. Klares Foul!... dachten alle, nicht so Schiri Brazenas, der weiter spielen ließ. Maxi Moralez reagierte am schnellsten und drosch den Ball ins Tor. 1:0. Die Fans von Velez begannen zu feiern auf den Rängen. Maxi tat dies auf dem Platz, riß sich das Trikot vom Leib und sah dafür, konform mit der blödsinnigsten Regel der Welt, die gelbe Karte...die zweite. Doch die letzten Minuten sollte Velez auch zu zehnt überstehen.

 

Bei Angel Cappa, dem erfahrenen Trianer von Huracan, gingen wenig später die Nerven durch. Minutenlang diskutierte er mit dem Schiedsrichtergespann, legte sich mit Tribünengästen an. Das Spiel war erneut minutenlang unterbrochen, das Stadion kochte. Die Gästefans begannen, Gegenstände auf das Feld zu werfen, trafen einen Spieler von Velez, der blutüberströmt die letzen Sekunden der Partie zu Ende brachte. Auch Balljungen wurden Opfer von Wurfgeschossen. Nach 59. Minuten im zweiten Durchgang und fast drei Stunden nach dem angesetzten Spielbeginn war dann die Partie vorrüber. Velez Campeón.

 

Es ist der siebte Meistertitel für Velez, das damit mit Racing gleichzieht.

 

Trauer in Tucuman. San Martín konnte kein Wunder vollbringen und verlor daheim gegen Lanus mit 2:3. Damit müssen die Santos nach nur einem Jahr wieder zurück in die Primera B. Gimnasia La Plata konnte dagegen dank des 2:0-Sieges gegen die Lobos aus Jujuy den direkten Abstieg vermeiden und trifft nun in der Relegation auf Atlético Rafaela.