Rabengeschwätz: San Lorenzo - Cipolletti
15.08.2017 - Copa Argentina
Im Estadio Ciudad de Lanús trafen San Lorenzo und Federal-A-Vertreter Cipolletti aufeinander. Fotos und Bericht.
von Christian Piarowski
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Das 1/32-Finale der Copa Argentina zwischen Cipolletti und San Lorenzo sollte eigentlich bereits am 10. Juni im Estadio Ciudad Lanús steigen. Zu der Zeit war aber die Saison 16/17 der Primera A noch im Gange und San Lorenzo sah sich im Kampf um den Einzug in die Copa Libertadores benachteiligt, da die direkte Konkurrenz an diesem Wochenende nicht spielte und somit vermeintlich mehr Regenerationszeit hätte. Mit dieser Argumentation sprachen die Vereinsverantwortlichen bei der AFA vor und so wurde das Spiel gerade einmal vier Tage vor Anpfiff auf August verlegt. Gleiches tat mit Erfolg auch Racing, das ebenfalls an sein Spiel gegen den Federal A-Vertreter Mitre nicht austragen wollte.
Das war für Fans und Verantwortliche Cipollettis ein harter Schlag. Zum einen endeten die Spielerverträge mit der Saison am 30. Juni. Zum anderen hatten die Fans bereits 15 Sonderbusse organisiert, etliche dafür Urlaub eingereicht, andere Flüge gekauft und Hotels reserviert. Gerade das Geld für die Flüge ging bei den meisten flöten. San Lorenzo, das sich gerne selbst als einer der fünf Großen in Argentinien bezeichnet, zeigte mit seiner Vorgehensweise keinerlei Größe, Vereinspräsident Lammens zeigte auch recht bald, wie in der Hauptstadt üblich, mit dem Finger auf andere.
Für San Lorenzo war das Spiel Wurst, für Spieler und Fans von Cipolletti dagegen das Highlight seit Jahren. Man durfte sich ohnehin fragen, warum der kleine Verein aus der Provinz Rio Negro die fast 1200 Kilometer antreten musste, während "der Große" mal eben ins mit dem Stadtbus 30 Minuten entfernte Lanús anreisen durfte. Eigentlich hätte sich Cipo beschweren können, denn zu den ohnehin langen Anreisen im Federal A, kam nun die nächste, obwohl man im Juni noch in den Aufstiegs-Play-offs stand. Doch nein, nach der Absage schickte der Underdog "dem Großen" gar ein trotziges Herausforderungsvideo.
Als vor sechs Jahren die Copa Argentia nach über 30 Jahren wiederbelebt worden war, wurde noch pompös angekündigt, dass der Pokal eine Brücke zwischen Interior und Buenos Aires, zwischen Provinz- und Hauptstadtklubs bilden sollte. Mittlerweile erweist sich der Wettbewerb allerdings für die Vereine aus dem GBA bestenfalls als Lückenfüller, als eine zusätzliche Einnahmequelle, ohne dass ihm großen sportlichen Wert beigemessen wird – es sei denn man steht zufällig im Finale. Spielansetzungen werden, anders als beworben, kurzfristig terminiert mit teilweise wahnwitzigen Entscheidungen der Spielorte, die rein geschäftlich ausgehandelt werden.
So wie etwa ein Defensores Belgrano (Ramallo, im Nordosten der Provinz Buenos Aires) gegen Begrano de Cordoba mitten in der Steppe West-Neuquens ausgetragen wurde, da ein lokaler Investor im Zuge von Wahlkampagnen mal eben wieder für Spitzenfußball sorgen wollte, den es im Ölarbeiterort Cutral Co zu Glanzzeiten in der Tat gab und daher auch ein großes Stadion vorhanden ist. Doch wie die lokale Wirtschaft war auch der heimische Verein Alianza in den Keller gerauscht - und es bedurfte Spiele für die resignierenden Bewohner.
Doch der endgültige Knaller war die Terminierung der Partie Cipolletti - San Lorenzo auf einen Dienstag 18:00. Damit war das große Highlight für die allermeisten Fans von Cipo, und der Verein hat nicht wenige, nur noch per TV zu verfolgen, gleich auf zwei Arbeitstage zu verzichten und dazu die Anreisekosten zu stemmen, ist grade in der aktuellen Wirtschaftslage, die speziell die Regionen Patagoniens hart trifft nicht zu stemmen.
Nichtsdestotrotz kamen immerhin etwa 500, wobei davon natürlich viele direkt in Buenos Aires oder Umgebung wohnten und arbeiten. Immerhin drei Fanbusse hatten noch die Reise angetreten. Ein Teil der Barra kam aber erst kurz vor Ende der ersten Halbzeit, unter anderem da sie von der Polizei aufgehalten worden war. Die Fans von San Lorenzo kamen natürlich auch nicht in Scharren an diesem Arbeitstag; dennoch stellten sie die klare Mehrheit im Stadion und waren stimmungstechnisch überlegen. Optisch hbot Cipo etwas mehr, so gab es Luftstäbe und ein wenig Pyrotechnik.
Auf dem Feld war San Lorenzo überlegen. Doch hatte das Spiel bestenfalls das Niveau eines Testkicks, denn beide Teams befanden sich in der Saisonvorbereitung, wobei der Start für San Lorenzo in der Superliga näher lag als der für Cipo im Federal A. Richtiger Spielfluss kam nie groß auf. Cipo hatte jene Spieler belohnen wollen, die auch die Qualifikation für das Spiel geschafft hatten, egal, ob sie für die neue Saison eingeplant waren oder nicht. Man setzte im Verein also bereits nicht mehr alles auf ein Weiterkommen - und plötzlich führte der Underdog dennoch (20.). Sehr zum ausgelassenem Jubel seiner Fans natürlich, die ihr Glück kaum fassen konnten.
Doch gerade in den letzten 20 Minuten waren die Spieler aus Patagonien nahezu stehend KO, nur Kopfsache kann es zuzuschreiben sein, dass San Lorenzo die riesigen Räume bis zum Abpfiff lediglich zum Ausgleich nutzen konnte (71.). Dies bedeute Elfmeterschießen, wo ebenfalls der Underdog zunächst im Vorteil war, nachdem San Lorenzos Ezequiel Ávila verschossen hatte. Doch die Nerven kurz vor der Sensation sollten nicht halten und zweimal vergeigte noch Cipo. Die Fans jedoch zeigten sich nicht wirklich geschockt oder gebrochen und feierten dagegen das letztlich sehr respektable Ergebnis.
Eine Woche später wurde an gleicher Stelle San Lorenzo von Zweitligaaufsteiger Moron aus dem Wettbewerb kegelt.
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San Lorenzo 1:1, 4:2 i.E. Cipolletti, Estadio Ciudad de Lanús, Lanús (Pdo. de Lanús, Prov. de Bs.As. - GBA), Dienstag, 15.08.2017, 18:00, 32-Finale Copa Argentina 16/17
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