Für jeden eins: Mutual - UOM

08.03.2020 - Liga Ushuaiense de fútbol

Nach der Sommerpause gab es in Ushuaia Tore satt, doch Zuschauer blieben weiter aus.

von Christian Piarowski

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Anfang März nahm die Liga Ushuaiense de Fútbol (LUF), also die der Fußballliga von Ushuaia ihren Spielbetrieb nach der Sommerpause wieder auf. Los ging es allerdings mit dem 13. und damit letzten Spieltag der Hinrunde, da jene vor der Ferienunterbrechung aufgrund von wetterbedingten Ausfällen nicht wie geplant hatte abgeschlossen werden können.

 

Das Highlight des Spieltages war sicher das Duell zwischen den Cuervos del Fin del Mundo und Camineros, den beiden zuletzt erfolgreichsten Teams der Stadt. Alle Spiele wurden wie üblich übers Wochenende verteilt auf dem Kunstrasen des Estadio Municipal Hugo Lumbreras ausgetragen. Den Auftakt am Sonntag machten dabei Club Social y Deportivo Mutual Banco Tierra del Fuego (kurz: Mutual BTF) und Club Social y Deportivo Unión Obrera Metalúrgica Ushuaia (kurz: UOM).

 

Die Mannschaft des als Gastgeber fungierenden Mutual repräsentiert die Vereinigung der Angestellten der Provinzbank Feuerlands und die Gäste die Gewerkschaft der Metallarbeiter. Auch wenn letztere vor ein paar Jahren bei ihrer kurzen Teilnahme am ehemaligen Federal C (landesweite 5. Liga) ein paar Jungs ins Stadion brachten, die die Compañeros anfeuern sollten, waren zu der anstehenden Partie nicht viele Zuschauer zu erwarten. So wie an den meisten Spieltagen der Liga.

 

An den Eintrittspreisen kann das geringe Zuschauerinteresse der LUF nicht liegen. Der Zugang zur einzigen Tribüne ist in dieser Saison kostenfrei. Der Zuschauermangel resultiert vielmehr aus einem Mix von Gründen, die teilweise bereits in vorherigen Artikeln angeführt worden sind. Nach einer in einem Portal über Amateurfußball publizierten Auflistung der Vereine in den einzelnen Provinzen, kam zuletzt wieder das Argument hervor, die Liga hätte zu viele Vereine (14 in der Saison 19/20) für eine 60.000 Einwohner zählende Stadt.

 

Doch eine Reduzierung der Teilnehmerzahl aus Ushuaia wäre keine Lösung, denn dann gäbe es kaum Gegner, und folglich wäre die Saison alsbald beendet, da der nächste größere Ort der Insel etwa 200 Kilometer entfernt liegt und seine eigene Liga hat. Eine Verschmelzung beider Ligen stößt allein aufgrund der verbundenen Reisestrapazen beiderseits nur auf geringes Interesse. Darüber hinaus zeigt das Beispiel Rio Gallegos, dass eine kleinere Liga zwar die fußballerische Qualität steigern mag, aber keinesfalls das Zuschauerinteresse.

 

Ein anderer Punkt ist das Wetter. Dieses kann einen für das Entstehen einer Fangruppe wichtigen gemeinsamen Stadionbesuch wirklich ungemütlich machen, zumal es im Lumbreras gern eisig vom Beagle-Kanal herüberzieht. Auch das Interesse der lokalen Medien hält sich in Grenzen, obowhl es gleich zwei leidenschaftlich betriebene Sportportale gibt. Auch an diesem Tag waren zu den ersten Spielen keine Berichterstatter vor Ort. Neben den Vereinen mit Großfeldfußball der LUF gibt es noch Futsal und die nicht der AFA angeschlossenen unabhängigen Barrio-Liga. Es fehlen also auch potentielle Zuschauer, da viele Fußballfans an den Sonntagen selbst dem Ball hinterherjagen.

 

Man könnte das Thema noch ausweiten, aber es läuft letztlich auf den Fakt hinaus, dass in Ushuaia die Fußballleidenschaft vor allem auf dem jeweiligen Spielfeld anzutreffen ist und weniger auf den Rängen. Bei Wind und Wetter dem Ball hinterherzujagen und dabei an manchen Tagen über den gefrorenen Kunstrasen zu schlittern, dafür muss man schon sehr viel Freude an diesem Sport mitbringen.


So bot sich auch an diesem Spätsommersonntag das gewohnte Bild im Lumbreras: 22 Mann auf dem Rasen und bei Spielbeginn ganze drei Zuschauer auf der Tribüne, dazu der Autor und eine freche Möwe. In einigen der wenigen Autos hinterm Zaun war vielleicht nochmal die gleiche Anzahl zu finden, wobei man da nie genau weiß, ob nicht jemand nur zufällig da steht oder gerade jemanden von der Turnhalle abholt. Insgesamt gab es im Laufe des Spiels genau abgezählte neun Zuschauer, und auch wenn nicht alle von ihnen die 90 Minuten verfolgten, bekamen sie dennoch einiges geboten.

 

Nicht die große Fußballkost vielleicht, aber dafür reichlich Tore - und zwar für jeden eines.

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Mutual 7:2 UOM, Estadio Municipal Hugo Lumbreras, Ushuaia (Provincia de Tierra del Fuego), Sonntag, 08.03.2020, 15:00, 13. Spltg. Torneo oficial 2020, Liga Ushuaiense de fútbol

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