Lärm machen die Anderen

Der 7. Spieltag der Apertura 2022 in der Liga Lobense stand an und einige wetterbedingte Verschiebungen im Spielplan hatten zur Folge, dass an diesem Wochenende alle drei Vereine aus Roque Pérez in der Stadt bleiben sollten. Alle drei Klubs, die die von ihren Einwohnern penibel sauber gehaltene Kleinstadt in der Lobense vertreten, können nicht nur jeweils ein eigenes Stadion aufweisen, sondern auch je eine lange Vereinsgeschichte, die schon aus den, häufig bei älteren Vereinen zu findenden Namen durchklingt: Alumni, Sarmiento und Atlético.

Dem 100-jährigen Jubiläum Letztgenannter zu Ehren trägt die diesjährige Apertura auch den Beinamen „ Torneo Centenario Club Atlético RP“. Dasselbige ist in zwei Gruppen aufgeteilt, in denen alle Teams einmal gegeneinander antreten und die vier bestplatzierten jeder Gruppe schließlich im Play-off-System um den Titel spielen. Erstaunlicherweise wurden alle drei Vereine aus Roque Pérez in eine Gruppe gelost, während andere Städte mit zwei oder mehr Vereinen bestenfalls in der Ko-Phase auf Clásicos hoffen konnten. An diesem schönen Spätsommersonntag stand aber nur ein kleines Clásico zwischen Alumni und Atlético auf dem Programm, während sich Sarmiento mit Dorrego aus Navarro maß.

Das schöne an der Liga Lobense ist, dass alle Vereine zeitgleich spielen und sich die Ansetzungen von Zweiter, Reserve und, seit dieser Saison neu, den Frauen nach dem Fixture der 1. Mannschaft richten. Das spart für Gäste Reisekosten und macht die Anreise für ihre Fans und Familienmitglieder attraktiver, da sich so ein Tagesausflug ergibt und die Reisezeit und -kosten eben nicht „nur“ für 90 Minuten investiert werden. Das gilt natürlich auch für das Heimpublikum, wer möchte kann ab Vormittag den Tag bei seinem Verein verbringen, für Speis und Trank in den Stadien ist schließlich jeweils gesorgt. Aber natürlich kommen die meisten Zuschauer in der Regel zum Hauptspiel, schließlich ist der Familien-Asado am Sonntag in Argentinien nahezu eine religiöse Angelegenheit, in den Kleinstädten der Provinz Buenos Aires, wo viele Menschen vom Montag bis Samstag in der Landwirtschaft arbeiten, natürlich noch viel mehr.

So ging es es beim Spiel der Reserve zwischen Sarmiento und Dorrego auch entsprechend entspannt und familiär zu, zwischen vielen Gesprächen, in denen man sich auf den aktuellen Stand der Kleinstadtereignisse brachte und hin und wieder die Spieler aufmunterte. Viel anders ging es einige Blocks weiter südlich beim Hauptspiel im kleinen Derby zwischen Alumni und Atlético auch nicht zu, nur dass natürlich mehr Publikum anwesend war, allein schon wegen der „Gäste“.

Bei beiden Spielen gab es keinerlei musikalische Untermalung durch Trommeln oder Gesänge, es blieb bei vereinzelten Anfeuerungsrufen oder etwas Gemecker, je nach Situation. Dennoch war es bei beiden Spielen zu keiner Zeit ruhig. Denn schon seit dem frühen Vormittag dröhnten durch die Stadt Motorengeräusche der Autorennveranstaltung im Motodrom am Ortseingang. Wohin man auch kam, der Lärm war in jedem Winkel der Stadt nicht zu überhören, einzig zur Mittagszeit gab es eine kleine Pause. Stören tat das niemanden, denn Motorsport ist in argentinischen Kleinstädten oftmals genauso beliebt wie Fußball und ein Auto- oder Motorradrennen vielerorts fester Bestandteil sonntäglicher Sportveranstaltungen.

---------------

Sarmiento 0:1 Dorrego, Estadio Sarmiento RP, Roque Pérez, Ptdo. de Roque Pérez (Prov. de Bs.As.), Sonntag, 27.03.2022, 14:00, 7. Spltg. Zona 1 Reserva, Liga Lobense de Fútbol

---------------