Klassische clásico-Unzeit: Ituzaingó - Midland

Ituzaingó hatte die Meisterschaft der Primera D in einem Herzschlagfinale gewonnen und war damit nach drei Jahren zurück in der 4. Liga. Gleich zum 2. Heimspiel der neuen Saison kam es zum Clásico gegen Midland. Die Vorfreude der Fangemeinde auf dieses Duell war natürlich groß, wäre aber wohl noch größer gewesen, wenn die Terminierung nicht ein Duell an einem Nachmittag mitten in der Woche beschert hätte.

Dennoch lief der Vorverkauf recht gut und auch am Spieltag selbst fassten sich viele ein Herz und ließen für 90 Minuten Arbeit Arbeit sein, um zum Spiel zu strömen. So stand auf der Tribüne neben dem Arzt im Kittel (in Argentinien bringt das Personal öffentlicher Krankenhäuser sein eigenes Zeug mit) neben dem Pizzabäcker, dessen Kochschürze und Mütze noch mit Mehl bestäubt war.

Auch für die beiden verfeindeten barras von Ituzaingó war es ein besonderer Arbeitstag und so droschen sie sich etwa 15 Minuten vor Spielbeginn mit Stangen und Fäusten auf der popular. Die unterlegene Gruppe wurde aus dem Stadion gedrängt. Draußen ertönten dann noch einige Schüsse der Hartgummiwaffen der Polente. Hatte bis dahin eine vorfreudige, familiäre Atmosphäre geherrscht und begannen die Gesänge auf der popu früh, aber recht harmonisch, sollte der Vorfall für den Rest des Spiels die Stimmung trüben.

Noch in der vorigen Saison hatte man beide barra-Gruppierungen vorsorglich getrennt. Die einen standen in der popu hinter dem Tor, die anderen auf der Gegengeraden. Nun, eine Liga höher, und mit dem neuen politischem Wind, war für solche Sperenzien kein Platz mehr und alles, was nach Ppou aussah, sollte auch dahin.

Natürlich war das clásico ein besserer Anlass zum Machtprobe als der Saisonauftakt, die Auseinandersetzung quasi vorprogrammiert. Von der Gegengeraden, die nun mit Familien und Altkurvenvolk belegt war, kamen während der Schlägerei ablehnende Gesänge. Das Intro viel unter den noch frischen Eindrücken etwas dürftig aus, auch supportete die siegreiche barra das Spiel über zwar ordentlich, aber nicht auf dem Niveau, wie man es in diesem Stadion schon öfter erleben durfte.

Auf dem Feld taten sich die Gastgeber als Aufsteiger schwer gegen den alten Rivalen, der eine Liga höher strebt. Ituzaingó kamen vor allem über Kampf und ließ die Gäste nur selten ihren spielerische Überlegenheit entfalten. Am Ende stand ein umkämpftes, aber gerechtes Unentschieden, das sich aufgrund der Führung für Ituzaingó eher wie eine Niederlage, aber kein Beinbruch anfühlte.

---------------

---------------