Gejubelt wird nach Mitternacht: Temperley - Platense

09.06.2014 - Vor Ort im Estadio Alfredo Beranger

Fotos und Kurzbericht vom Finale um den Aufstieg in die 2. Liga zwischen Temperley und Platense im Estadio Alfredo Beranger.

von Christian Piarowski

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Temperley und Platense also hießen die Finalisten des Torneo Reducido, des Mini-Turniers um den 2. Aufstiegsplatz. In der Primera B (3. Liga) stieg in dieser Saison der Meister direkt in die 2. Liga auf, während die Teams auf Platz 2 bis 5 im Reducido nach Pokalmodus den 2. Aufsteiger ausspielten. Im Hinspiel des Finales hatte Platense mit 1:0 gewinnen können. Temperley durfte das Rückspiel zuhause austragen, da das Team die reguläre Saison als Tabellenzweiter und somit besser als der Gegner (4.) beendet hatte.

Vor 14 Jahren spielte Temperley zuletzt in der 2. Liga. Kein Wunder also, dass das Estadio Alfredo Beranger bei diesem Finalrückspiel aus allen Nähten zu platzen drohte. Alle freigegebenen Bereiche waren rappelvoll. Auch im "Gästeblock", wo eigentlich nur Vereinsoffizielle der Gastmannschaft stehen durften, waren gut über 150 Mann anwesend. Man hatte das Stadion auf den Tribünen mit Plastikstreifen in Vereinsfarben geschmückt, die wurden jedoch noch vor Anpfiff größtenteils vom Publikum entfernt, da sie die Sicht behinderten.

 

Anspannung und Nervosität vor dem Spiel

Ansonsten herrschte vor dem Anpfiff im und ums Stadion eine Atmosphäre, in der Vorfreude und Anspannung gleichermaßen zu spüren waren. Überall auf der Tribüne waren Säcke mit Papierschnipsel zu finden, und so gab es zum Intro reichlich Papier, etwas Rauch und eine große Blockfahne auf der Hintertortribüne der Barra. Das ganze wurde begleitet von lautstarken Gesängen von allen Tribünen. Während des Spiels widmeten sich die Zuschauer aber mehr ihrer Nervosität als dem Support, das gilt auch für die Barra. So war es oft ruhig mit einem Rumoren im Untergrund, vereinzelten Flüchen und etwas Trompetengeschepper sowie Gesängen der Kern-Barra auf der Hintertortribüne. Die ganze Anspannung entlud sich aber zuweilen in lauten Gesängen von allen Seiten.

Auf dem Feld bot Platense den Gastgebern wenig Platz und verteidigte das Hinspielergebnis konzentriert und kam zu einigen gefährlichen Kontern. Temperley rannte an, fand aber nur selten die Mittel, um vor das Tor zu gelangen. Je länger das Spiel dauerte, desto mehr machte sich bei Spielern und Fans Temperleys Frustration breit. Kurz vor Spielende wurden die Gästeoffiziellen unter großem Polizeischutz aus dem Stadion getrieben. Da hatten sich alle im Stadion bereits mit dem 0:0 abgefunden. Doch irgendwie ging in der quasi letzten Aktion, die mit einem verzweifelten langen, hohen Ball begann, eben dieser rein.

 

Der Montag beendet den Frust

Was dann geschah auf den Rängen ist schwer in Worte zu fassen. Die Minuten zuvor waren selbst Trommeln und Trompeten der Barra verstummt gewesen und es hatte resignierte Stille im Stadion geherrscht. Doch kaum zappelte der Ball im Netz entlud sich alles. Alle umarmten jeden und alles, was greifbar war, rauften sich die Haare und schrieen irgendwas aus voller Kehle in den Mitternachtshimmel, andere kletterten in Rekordzeit auf die Zäune. Die Gesichter zeigten eine Mischung aus purer Freude und Ungläubigkeit. Der ganze Jubel dauerte bis zum Abpfiff, der eine Minute später erfolgte. Kurz zuvor war es aufgrund einiger Verzögerungen bereits Montag geworden.

 

Es folgte direkt das Elfmeterschießen. Etlichen Fans war das zuviel. Sie rannten nervös hinter der Tribüne auf und ab oder kauerten an den Wänden. Der Montag brachte aber den Himmelblauen mehr Glück, das Elfmeterschießen konnte gewonnen werden und nun kannte der Jubel kein Halten mehr. Anders als erwartet, rannten nur wenige auf den Platz. Nach den Vorfällen beim Clásico verhielt man sich heute, so wie es der Verband erwartet. Nach 14 Jahren kehrt Temperley in die 2. Liga zurück. Herzlichen Glückwunsch!

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Temperley 1:0 Platense, Estadio Alfredo Beranger, Temperley (GBA), Finale Reducido 13/14, Sonntag, 08.06.2014, 22:10 - Hin: 0:1, 5:4i.E.

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