Drei Punkte zum Muttertag: Independiente - Mercedes

Chivilcoy liegt etwa 3 Busstunden westlich von Buenos Aires entfernt und erlangte zuletzt eine gewisse Bekanntheit dank des mit dem Oscar prämierten Films "El Secreto de sus ojos" (D: In ihren Augen). Im Film als verschlafenes Provinzkaff dargestellt ist Chivilcoy mit seinen über 60.000 Einwohnern eine stolze Stadt, der von den Stadtplanern dank der breiten Avenidas und etlichen Arbeiter-Monumenten ein gewisser Gigantismus verliehen wurde. Die perfekte Symmetrie des Schachbrettmusters wird nur von einer unbedeutenden kleinen Diagonale gestört und gefühlt alle vier Blocks trifft man auf eine Plaza oder einen Park mit hohen, dicken Bäumen, die im Frühling die Luft mit unzähligen Düften schwängern. Es macht Spaß hier durch die friedlichen  Sonntagsstraßen zu schlendern, so wie einst Julio Cortazar.

Nur leider sollten im Laufe des Vormittags dicke Gewitterwolken aufziehen und ein kräftiger Regen bedrohte die Austragung der Partie zwischen Independiente Chivilcoy und Club Mercedes. Dabei war die Begegnung in der Presse mit viel Euphorie angekündigt wurden, schließlich gelten Duelle zwischen Vereinen aus beiden, nahe gelegenen Städten als besonders hitzig; dieses hier gar als Clásico. Beide Vereine spielten im Vorjahr noch im Argentino C, wo sie in den finalen Aufstiegsrunden aufeinander trafen. Damals durfte das Rückspiel aus Sicherheitsgründen nicht in Chivilcoy stattfinden, Independiente setzte sich dennoch durch und feierte später den Aufstieg ins Argentino B. Dass dort auch der ausgeschiedene Club Mercedes, der vermutlicht älteste, noch existente Fußballverein Argentiniens, dabei sein darf, erklärt sich dadurch, dass späterhinnach Änderung der Regeln über 20 Vereine eingeladen wurden.

Über 20 Absteiger

Dafür gibt es dieses Jahr allerdings auch über 20 Absteiger, und laut Tabellenstand vor der Partie gehörten beide Vereine dazu, da sie schlecht in die Saison gestartet waren. Mercedes konnte immerhin einen Sieg und insgesamt vier Punkte aufweisen, "el Rojo" aus Chivilcoy war dagegen in 5 Spielen bislang sieglos geblieben und hatte drei Punkte, womit beide entsprechend Letzter und Vorletzter der Zone 6 waren. Diese Vorraussetzungen, dazu der Regen und vor allem der Muttertag, der in Argentinien ein bedeutender Familienfeiertag ist, sorgten dafür, dass trotz Clásico-Stimmung in der Presse nur knapp 200 Zuschauer den Weg ins Estadio Raúl Lungarzo fanden. Dazu zählen bereits die etwa 80 aus Mercedes angereisten Gästefans, die überwiegend mit 10-minütiger Verspätung eintrafen. Sie sorgten für gute Stimmung mit einigen Gesängen und viel Gepöbel.

Die knapp 20-30 Mann der Heimbarra betraten das Stadion erst unmittelbar vor Anpfiff und nahm den Mittelbereich der Haupttribüne ein. Anders als die Gäste hatten sie ihre Instrumente dabei, wobei die Trompete des Öfteren kläglich daneben lag. Trotz des stimmungstötenden Regens, der nur in der zweiten Hälfte etwas nachließ, unterstützen sie ihr Team nach besten Kräften. Große Derby-Stimmung kam aber nur selten auf, auch wenn sich beide Fanlager die gesamte Halbzeitpause über in allen Varianten und möglichen Wortspielen aufs Heftigste bepöbelten.

Der Regen hatte den überwiegenden Teil des Stadions in eine Schlammpfütze verwandelt, der Platz jedoch war zwar tief aber dennoch in erstaunlich gutem Zustand. Es entwickelte sich eine umkämpfte Partie mit wenig Höhenpunkten und Torraumszenen mit dem glücklicheren Ende für die Gastgeber, die irgendwie eine Offensivaktion mit dem Tor des Tages beenden konnten. Das Schiedsrichtergespann aus Lincoln zeigte sich sehr souverän und hatte das Spiel gut im Griff, was insbesondere für die Schiedsrichterassistentin nicht leicht gewesen war, musste sie doch ausgerechnet einen Meter vor den Gästefans ihren Job verrichten und sich einige Schmeicheleien und Hochzeitsanträge gefallen lassen.

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Independiente (Chivilcoy) 1:0 Club Mercedes, Estadio Raúl Lungarzo, Chivilcoy (Provincia de Buenos Aires), 21.10.2012, Sonntag, 16:00, 6. Spltg. Argentino B 12/13