Die Gäste sind wieder da!: Alianza - Petrolero

Der 22. und letzte Spieltag in der Categoría A, dem Oberhaus der zweigleisigen Liga de Fútbol de Neuquén, hatte an sich wenig Spannung zu bieten. Der Meister stand mit Seriensieger Deportivo Rincón schon seit einigen Wochen fest. Lediglich im Abstiegskampf gab es noch Spannung, der würde aber weniger über die Partien der 1. Männermannschaften entschieden werden.

Dennoch stand ein besonderes Highlight an, nämlich das Clásico de la Comarca zwischen Alianza Cutral Có und Petrolero Argentino aus Plaza Huincul. Nun gibt es dieses Duell zwischen den Vereinen mit der vielleicht jeweils größten Anhängerschaft in Neuquén zwar relativ regelmäßig, doch sollten diesmal nach sieben langen Jahren wieder Gästefans erlaubt sein. Möglich wurde dies unter anderem auf Betreiben des Vereinspräsidenten der Gastgeber und dadurch, dass zuletzt die Spiele der Copa Argentina im Coloso de Ruca Quimey durchaus erfolgreich mit zwei Fanlagern über die Bühne gegangen waren.

Sportlich ging es für beide Vereine um nichts mehr, dennoch strömten die Fans zahlreich in das größte Stadion im argentinischen Teil Patagoniens. Bei so manchem älteren Semester wurden dabei freudestrahlend Erinnerungen wach an frühere legendäre Clásicos und an die glanzvollen 80er Jahre, als Alianza Serienmeister der Liga war, überregional regelmäßig durchaus aufhorchen ließ und 1985 in einem Qualifikationsturnier für die Copa Libertadores nur knapp den großen Boca Juniors geschlagen hatte geben müssen. Noch im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends hatte Alianza man einen Stammplatz im damaligen Federal B (landesweite 4. Liga) inne, schaffte noch vor fünf Jahren den Sprung ins Federal A. Doch seither ging es rapide bergab. Drei Abstiege in drei Jahren, vom A ins B ins C und bis hin zum Mittelmaß in der Lokalliga.

Die Gründe liegen, man ahnt es gewiss, in finanzieller Natur. Das mitten im Vergleich zum Ballungsraum um die Provinzhauptstadt wenig fruchtbare Inland Neuquens gelegenen Cutral Có lebt genau wie die direkt angrenzende Nachbarstadt Plaza Huincul fast ausschließlich vom Abbau von Öl und Gas. Rund um beide Städte sieht man wippende Bohrköpfe und Gasfackeln. Öl und Gas bringen bekanntlich Geld, und nur so kam es erst, dass der erst 1979 aus einer eben Allianz zweier Vereine hervorgegangene Club Social y Deportivo Alianza so rasch zu sportlichen Erfolgen und seinem schmucken 1985 eröffneten Stadion, dem Coloso de Ruca Quimey kam.

Neben politischem Veränderungen im argentinischen Ölsektor ist zuletzt der Boom aber in den Norden der Provinz abgewandert, zu den Vorkommen von Vaca Muerta, hin zu den vor noch gar nicht allzu langer Zeit beschaulichen Orten Añelo und Rincon de los Sauces (das Weideneck), wo als nicht zufällig der neue Serienmeister der Lifune heimisch ist.


Schwer da also mitzuhalten, doch besinnt man sich in Cutral Có und Plaza Huincul längst wieder auf traditionelle Basisarbeit der für die in Argentinien sozial so immens wichtigen Sport und Sozialvereine, wie es im Vereinsnamen steht - auch ohne große Geldflüsse und fernab der großen Fußballbühne.

Wobei eine derartige an diesem Tag durchaus geboten wurde. Eine ganze Reihe dubios in die zweite landesweite Liga (Primera Nacional, Ex Nacional B) aufgestiegene Vereine aus der Landeshauptstadt Buenos Aires wären sicher froh sein, wenn sie jemals nur annähernd ein ähnlichen Fußballspektakel erleben zu dürften.

Es gab nämlich beiderseits tolle Intros mit viel Rauch, Papier, Blockfahnen, Luftballons und lautstarken Gesängen. Es sollten ebenfalls nahezu durchgehend stimmungsvolle 90 Minuten folgen. Die Gäste zeigten sich dabei etwas euphorischer, mussten sie doch insgesamt in Unterzahl eher beweisen und waren auch alle zusammen auf den Stehplätzen. Das Heimpublikum überließ diesen Bereich überwiegend den Jungschen und machte es sich vor allem auf der Haupttribüne bequem, da brauch es dann ja üblicherweise etwas länger bis Gesänge losgehen.

Auf dem, man muss es ausdrücklich erwähnen, wirklich prächtigem Rasen konnte das Geschehen vom fußballerischen Niveau her nicht ganz mithalten, dafür boten beide Teams viel Kampf, Biss und Gift. Letzteres manchmal etwas zu viel, was einige länger dauernde Rudelbildungen zur Folge hatte. Letztlich trennte man sich gerechter maßen mit einen 1:1-Unentschieden.


Auf den Rängen wurde es nie langweilig, die Fans von Alianza holten in der 2. Halbzeit sogar noch eine ihrer Ur-Lappen hervor, einen sehenswerter echter Old-Timer. Die Abreise der Gästefans erfolgte schließlich ebenfalls ohne größere Probleme, sodass sich alle Verantwortlichen und Beteiligten, inklusive Platzwart, durchaus zurecht auf die Schulter klopfen durften. Ein wirklich tolles Fußballfest war da in Patagonien geboten worden, das hoffentlich Schule machen wird.

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Alianza 1:1 Petrolero, Estadio Coloso del Ruca Quimey, Cutral Có (Prov. de Neuquén), Sonntag, 25.08.2019, 16:00, 22. Spltg. Categoría A (1. Liga), Liga de Fútbol de Neuquén - Clásico

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